Bad Dingenskirchen ist Provinz.
Und zwar allertiefste Provinz, wie sie provinziger nicht sein kann: Ein Kaff mit ziemlich viel Landschaft drumherum. In der Mitte gibt es einen Marktplatz mit ein paar alten Häusern, Rathaus (auf dem Blättchen des Fremdenverkehrsamtes – ja so etwas gibts hier – ist vom „historischen“ Rathaus die Rede) und Kirche.
Die Kirche kann man sich angucken. Sie soll von innen ziemlich schön sein, steht im Reiseführer. Ich persönlich halte mich lieber im Café gegenüber auf, da kann man in der warmen Jahreszeit draußen sitzen und lauwarme Kaffeespezialitäten (so stehts auf der Speisekarte) genießen. Nebenan ist eine Pizzeria und abgerundet wird das gastronomische Angebot unserer kleinen Stadt durch ein gutbürgerliches Gasthaus, welches berühmt ist für seinen billigen Schweinebraten, aber nur sonntags. Mein persönlicher Tipp: Lieber das Jägerschnitzel bestellen, das ist halbwegs genießbar.
Ja, was gibt’s hier sonst noch?
In der kurzen Fußgängerzone finden sich die Filialen der üblichen Ladenketten, die es überall gibt, und dann haben wir noch einen Bahnhof, an welchem man stündlich in die Regionalbahn nach Sankt Anderswo steigen kann.
Weiter draußen, zur Autobahn hin gibt es ein Gewerbegebiet mit Autohäusern, Baumärkten und einem Puff. Da war ich allerdings noch nie. Das heißt, im Baumarkt natürlich schon.
Die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung wird gewährleistet durch eine handvoll Arztpraxen und unser Krankenhaus.
Und darum geht es: Das Kreiskrankenhaus Bad Dingenskirchen, seit dreißig Jahren von der Schließung bedroht, was aber vor jeder Kommunalwahl von Politikern aller Parteien unisono vehement abgestritten wird.
Am Fußboden führt eine rote Linie – rot wie eine Blutspur – von der Pforte bis zur Notaufnahme.
Und dort arbeite ich.